Etwa sechs Monate steckten die Pauls im Winter 2014 / 2015 in Ostkanada im Eis fest. Bei extremen Temperaturen von bis zu -45°, Schneestürmen und 1,80 Meter dickem Eis rund um ihr Schiff, mussten die beiden durchhalten.
Im Juli 2015 sind die Pauls dann entlang der Kanadischen Ostküste in der Provinz Labrador gen Norden unterwegs gewesen. Sie wollten die hohe Arktis erreichen und vielleicht schon mal die Nase in Richtung Nordwestpassage halten, um sich ein Bild machen zu können was sie erwartet, wenn sie diese durchfahren wollen.
Trotz des arktischen Hochsommers sind die beiden Abenteurer und ihr neuer Begleiter Walter ein Border Terrier nicht sehr weit gekommen. Schon vor der Meeresenge, die zur bekannten Hudson Bay abzweigt, mussten die Drei vor dem mächtigen Packeis kapitulieren.
Flucht an die Westseite Grönlands
Der Sommer, der ohnehin in den arktischen Breiten kaum mehr als drei Monate anhält, reichte nicht aus um zusammen mit den Winden und Strömungen das Packeis in Bewegung zu setzen. Dadurch waren die Pauls gezwungen an die eisfreiere Westseite Grönlands zu flüchten.
Für einen erneuten Start in den Norden war es zu spät, so erkundeten sie einen Abschnitt entlang der Küste um dort ihren dritten Winter in Folge zu durchleben.
Sie wussten laut den Medien, dass die Südwestküste komplett eisfrei sein sollte.
So wurde nach mehreren geschützten Ankerplätzen in der Nähe der kleinen Stadt Qaqortoq gesucht. Alles war bis ins Detail vorbereitet, sodass auch bei den zu erwartenden Orkanen verschiedene Ankerplätze zur Verfügung standen.
Gefrorene Fjorde
Doch wider Erwarten froren die Fjorde zu und so waren die schönen Ankerplätze im Handumdrehen durch das Eis blockiert. Der Versuch die Plätze durch ständiges Eis brechen mit dem Schiff offen zu halten, misslang. Die Pauls flüchteten abermals und erreichten den kommerziellen Hafen von Qaqortoq. Über den Winter werden hier aber sicherheitshalber die Stege für die Kleinschifffahrt aus dem Wasser geholt. Somit gab es kaum Liegemöglichkeiten. Die Gypsy Life wurde durch den regen Schiffsverkehr täglich zum Verlegen ihres Standortes aufgefordert.
Nach langem Suchen fanden sich zwei Bojen im Wasser, an die der Bug des Schiffes befestigt und das Heck zum Land hin vertäut wurde. Der direkte Landgang vom Schiff aus ist nicht möglich, hier muss permanent das Beiboot im Einsatz sein.
Orkan der Stufe 4
Kaum hatte sich die Crew auf die neue Situation eingestellt, wurden sie von einem Orkan der Stufe 4 etwa 63 m/sec, 230 km/h heimgesucht.
Nur durch die vorkehrenden und routinierten Vorsichtsmaßnahmen gelang es der Crew solch einen außergewöhnlichen Sturm und weitere Orkane der niedrigeren Stufen ohne Schaden zu überstehen.
Zurzeit warten sie auf den Zeitpunkt des Aufbruchs, der ihnen durch das Packeis von der Ostseite Grönlands bestimmt wird.
Dieses Eis, welches sich über den Winter entlang der Ostküste gebildet hatte, wird nun durch die vorherrschenden Stürme und Strömungen um die Südspitze der Insel herumgedrückt und gelangt so an die Südwestküste Grönlands.
Die Massen sind so gewaltig, dass sie für mehrere Monate den Küstenabschnitt, in dem sich die Pauls gerade aufhalten, blockieren. So sind sie bald gezwungen ihren schützenden Hafen zu verlassen und weiter Richtung Norden zu ziehen.
Es beginnt ein erneuter Kampf mit den Naturgewalten
Die Pauls wollen sich mit diesen Gewalten so gut wie möglich arrangieren und versuchen die Einfahrt in die Nordwestpassage zu erreichen. Abhängig von den arktischen Bedingungen muss vor Ort entschieden werden, ob eine Weiterfahrt nach Alaska durchführbar ist.
Im schlimmsten Fall könnten sie vom Eis eingeschlossen werden und müssten eine erneute Überwinterung von fast neun Monaten, von denen gute drei Monate in totaler Finsternis sind, durchhalten.
Selbst für die routinierten Arktisabenteurer eine gefährliche Herausforderung.
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Fotos: Harald u. Silvia Paul