Für Einsteiger wie Bootsführerscheinneulinge ist ein Skippertraining fraglos ein Muß, denn gerade die heikleren Dinge wie die Hafenmanöver auf engem Raum müssen erlernt und geübt werden. Wer hingegen meint, weil er ein Auto gut einparken kann, würde er ein Boot genauso gekonnt in die Lücke manövrieren, ist schlicht und einfach auf dem Holzweg.
Aber auch schon etwas erfahrene Skipper können von einem guten Praxistraining durchaus profitieren, wenn man nachfolgende Aspekte bedenkt.
Die Herausforderung
Als größte Herausforderung gelten bei den meisten Bootsfahrern die Hafenmanöver, vor allem bei ungünstigen Windverhältnissen und wenig Platz. Viele Dinge wollen beachtet werden, wie etwa das unerwünschte Vertreiben des Bugs bei Seitenwind, der Radeffekt, das Ansprechverhalten auf das Ruder, oder die Mooringleinen, die nicht selten sehr flach auslaufen und eine große Gefahr für den Propeller bzw. die Antriebswelle darstellen.
Obwohl heute der überwiegende Teil der Charteryachten bereits mit Bugstrahlruder ausgestattet ist, kann man immer wieder Schiffsführer beobachten, die beim Anlegen damit große Probleme haben. Oft ist der Grund dafür, dass es falsch eingesetzt wurde. Nur kurze Schübe sollte man geben und abwarten wie das Schiff darauf reagiert. Bleibt man zu lange am Schalter, kann der Bug überdrehen oder schlimmer noch, die Elektrik überlastet werden und ausfallen. (Lassen Sie sich mal die Sicherung eines Bugstrahlruders zeigen und erklären – wenn Sie kein Elektriker sind, werden Sie wahrscheinlich staunen welche Last da darüber geht!)
Auch der sogenannte Radeffekt wird augenscheinlich häufig nicht genützt, sondern im Gegenteil – nicht berücksichtigt, was ebenfalls dazu führen kann in Bedrängnis zu kommen. Dabei kann dieser Effekt, wenn man ihn kennt, sehr gut beim An- & Ablegen unterstützend eingesetzt werden.
All diesen zuvor genannten Dingen und noch mehr sind bei den Manövern Beachtung zu schenken, wenngleich zugegebenermaßen die Situationen abweichend sein können – aber – mit Teilnahmen an Skippertrainings läßt sich vieles simulieren und entsprechend trainieren!
Erfahrung des Skippers
Erfahrung kann man als Skipper im wahrsten Sinne des Wortes am besten „er-fahren„. Die meisten Urlaubskapitäne sind jedoch pro Jahr durchschnittlich lediglich 1-2 Wochen auf Törn und so kommt nur eine verhältnismäßig geringe Seemeilenanzahl zusammen. Sind viele Flautentage darunter, lassen sich diese kaum am „Routinekonto“ auf der Habenseite verbuchen.
Es hört sich vielleicht recht beeindruckend an, wenn man auf eine zehnjährige Erfahrung als Skipper verweisen kann, aber es bleiben unterm Strich nach o. g. Durchschnitt dennoch nur 10-20 Wochen Gesamterfahrung. Rechnet man, dass bei einem einwöchigen Urlaubs-Segeltörn üblicherweise kaum mehr als 150 Meilen zusammenkommen, gibt das Beispiel überschaubare 1.500-3.000 Seemeilen her – ebenso nicht gerade die Welt…
Falscher Stolz, weil man ja schon so lange fährt, ist hier sicher fehl am Platz, denn als Skipper hat man niemals wirklich ausgelernt!
Sicherheit des Skippers
Hektik die vom Skipper ausgeht, überträgt sich sehr rasch auf die anderen Crewmitglieder, was sehr oft zu einem mißglückten Hafen- oder Ankermanöver führt. Besonnenheit und Ruhe sind das A & O beim An- und Ablegen!
Erfahrene Freizeitkapitäne sehen sich das anzulaufende Ziel zuvor in einem Revierhandbuch an. Er beachtet dabei die Hinweise wie etwa die zu erwartende Wassertiefe um zu wissen, wohin er sein Schiff manövrieren kann und wo es Probleme mit dem Tiefgang geben könnte.
Noch bevor der Hafen oder eine Ankerbucht angelaufen wird, bespricht und begründet der Skipper die erforderlichen Manöver mit seiner Crew und teilt jedem seine Aufgabe zu. Dies strahlt Sicherheit des Schiffsführers aus und wenn jedem klar ist was er zu tun hat, wird die Sache im Normalfall souverän ablaufen.
Damit der Käpt’n Souveränität ausstrahlen und auf sein Team übertragen kann, braucht er freilich eine gute Portion Routine, welche sich eben mittels Skippertraining sehr gut antrainieren läßt.
Skippertraining auf Segelyacht, Katamaran oder Motoryacht?
Diese Frage läßt sich einfach beantworten – idealerweise auf jenem Bootstyp, mit dem man künftig seine Törns absolvieren möchte!
Katamarane sind vom „Segelhandwerk“ zwar sehr, sehr ähnlich zu bedienen wie ein Einrumpfsegler, nur spätestens im Hafen merkt man die deutlichen Unterschiede. Multihulls (Kat’s) sind viel breiter als Mono’s (Einrumpfer), dafür aber normalerweise mit 2 Motoren ausgestattet, was sich bei der Manövrierbarkeit positiv bemerkbar macht.
Einrumpfsegler brauchen im Vergleich zum Multi wie erwähnt weniger Platz zum Manövrieren, sind aber aufgrund nur einer Maschine eingeschränkter, was das sogenannte „Drehen am Teller“ (Wenden am Stand) betrifft.
Erstaunlicherweise meinen viele Neulinge, dass das Manövrieren mit Motoryachten schwieriger wäre, als mit Segelschiffen. Das ist in der Regel ganz und gar nicht der Fall, denn die meisten modernen Motoryachten sind zweimotorig (was vieles erleichtert) und mit so manchen zusätzlichen Helferleins wie etwa einer IPS-Steuerung ausgestattet. Mit letzterer versehen, läßt sich ein Boot mit etwas Übung per Joy-Stick sogar seitlich und diagonal steuern. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass man als frischgebackener Küstenpatent-Inhaber gleich ganz einfach mit einem Motorboot loslegen kann!
Zusammenfassend kann man sagen, dass das Handling einer Einrumpf-Segelyacht manövriertechnisch am schwierigsten zu betrachten ist. Und wenn man ein Skippertraining auf einem Mono absolviert, eher auch für die anderen Bootstypen gerüstet ist, als umgekehrt. Perfekter ist es freilich aber, wenn gleich am richtigen Typ das Training gemacht wird.
Abschließender Tipp – speziell im Mittelmeerraum, wie etwa in Kroatien, empfiehlt sich ein Skippertraining außerhalb der üblichen Urlaubssaison, da vornehmlich im Frühjahr und Herbst eher vermehrt mit Winden zu rechnen ist, die man für Manövertrainings ausgesprochen gut brauchen kann!
Weiterführende Links:
» Boot Online Bootsschulen-Verzeichnis
» Boot Online Skipper-Verzeichnis
Über den Autor:
Edwin Dolak ist bereits seit 1986 in der Bootsbranche tätig, davon über 10 Jahre im Bereich Yachtcharter und seit 1995 in der theoretischen und praktischen Ausbildung von Skippern.