Im Gespräch mit Boot Online erzählt Roger Klüh Details und Hintergrund zu dem Projekt (siehe Artikel „Speedboot-Weltrekord: Mit 210 km/h von Miami nach Kuba„):
BOOT ONLINE: Wie kam es dazu, die alte „Apache Star“, die Anfang der 90er Jahre Erfolge feierte, zu erwerben?
ROGER KLÜH: Das war im Januar 2012, als ich nach über 10 Jahren die Apache Werft in Amerika besuchte, um den Bootsbauer der Apache Star wiederzusehen. Beim Besuch lag dann dieses vergammelte Juwel in der Bootswerft. In den Tagen darauf habe ich mir meine Gedanken darüber gemacht, daran gedacht, dass ich damals bei der WM Anfang der 90er – also bei der Geburt – dabei sein durfte. Dabei spielte ich gedanklich schon den Wiederaufbau durch, was schließlich zum Erwerb dieses Juwels führte.
BOOT ONLINE: Du hast vor, mit der Apache Star in Rekordzeit von Miami nach Havanna zu fahren. Wie kam es zu dieser Idee? Ist es die sportliche Lust nach einem neuen Rekord? Oder liegt hier auch ein tieferer Sinn wie z.B. die Völkerverständigung?
ROGER KLÜH: Nicht nur, dass das Boot ein wahres Juwel ist und bereits beim ersten Antritt die Speedboot-WM 1992 in Key West gewonnen hat, hat es für mich eine besondere Bedeutung, da ich 1993 beim zweiten Rekord dabei sein durfte. Ich war sofort in das Boot verliebt, es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick und deshalb verbinde ich mit dem Boot eine außergewöhnliche Erfahrung.
Und als ich nach 10 Jahren wieder in Amerika war und auf den Atlantik nach Kuba schaute, kam mir die Idee, das Boot zurück zu seinem Erfolgsort bzw. ein drittes Mal zu seinem Erfolg zu führen.
Das Boot hat einfach eine außergewöhnliche Geschichte und ist eine Legende in den USA. Es ist das erste Speedboot mit V-Rumpf, in dem man auch sitzend lange Strecken mit hoher Geschwindigkeit bewältigt. Das Boot hat damals 1992 ungetestet in allen Kategorien den Weltmeistertitel geholt. 1993 hatte es dann wieder bei der gleichen WM den Titel geholt, wo ich live dabei war. Danach war es still um das Boot, es war wie verschollen… Grund: Der damalige Besitzer hatte andere Prioritäten, wollte sich aber von dem Boot nicht trennen.
Natürlich ist das Projekt als ein Sportevent zu sehen, dass es in dieser Form noch nicht gab. Mich verbindet aber auch zu den Menschen in Kuba eine tiefe Freundschaft, und immerhin hat seit 1963 keiner die Strecke bewältigt – das wollte und will ich damit ändern.
BOOT ONLINE: Kannst Du uns ein bisschen erzählen, welcher Aufwand es war, ein Refit der Apache Star durchzuführen?
ROGER KLÜH: Die Werft hat nicht weniger als 2 Jahre nur an diesem Boot gearbeitet, alle Arbeiten wurden in Handarbeit durchgeführt. 3 Monate wurde alleine am Rumpfkern gearbeitet, 1,1 Tonnen entfernt, danach wieder aufgebaut.
Ich habe sogar eine eigene Farbe entwickelt, die man aber auf Fotos oder Videos schwer bzw. nur in natura wahrnehmen kann. Ich konnte die Farbe auch nicht in Amerika produzieren lassen, musste dafür nach Europa zu einem deutschen Zulieferer, der sie in Belgien produzieren ließ. Selbst die Helme sind maßgeschneidert, die Recaro Rennschalensitze wurden persönlich an uns angepasst, das Interieur ist mit Bentley-Leder ausgestattet.
Ebenfalls einzigartig: Der neue Rumpf hat einen freischwebenden Titanboden, der im Rumpf auf einem Doppelfederungslager befestigt ist. Damit gibt der Boden nach und ist somit in der Lage, die extremen Schläge zu absorbieren.
Die Scheibe ist auch etwas Besonderes: Sie wurde in den USA entwickelt und wird auch bei Kampfjets eingesetzt. Die Scheibe wurde zusätzlich in Grün getönt, was eine neuerliche Herausforderung war und nochmals 3 Monate Zeit in Anspruch nahm.
Das Logo der Apache Star haben wir auch selbst entwickelt. Die zwei Sterne stehen z.B. für die zwei WM-Titel, die Zahl 50 für die damalige Startnummer 50.
Insgesamt stecken um die 7.000 Arbeitsstunden in der Apache Star. Natürlich hätte man auch ein neues Boot bauen können, es stand für mich aber von Anfang an fest, dass es nur dieses Boot sein wird, zumal der Rumpf auch bei hohem Wellengang fast unzerstörbar ist.
BOOT ONLINE: Über welche Motorleistung verfügt die Apache Star heute?
ROGER KLÜH: Die Apache Star verfügt über 2 Mercury Racer BI-Turbo mit jeweils 1.350 PS, insgesamt also 2.700 PS bei einem Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen.
Bei ersten Tests haben wir eine Geschwindigkeit von 115 Knoten erreicht, wobei die Tests ergeben haben, dass die Schrauben zu klein waren. Das haben wir mittlerweile geändert, sodass eine Leistungssteigerung von bis zu 15% mit den neuen Schrauben möglich ist.
BOOT ONLINE: In welcher Phase steht das Projekt derzeit?
ROGER KLÜH: Wir haben in 10 Monaten Vorbereitung und unter Einsatz von Anwälten versucht, eine Sondergenehmigung zu bekommen. Die US-Regierung möchte aber vorläufig keine Genehmigung für die Fahrt erteilen, was sehr enttäuschend ist. Und das, obwohl wir mit der Sondergenehmigung dem Weißen Haus ein ausführliches 39-Seiten Dossier vorgelegt haben.
Seitens Kuba gibt es jedenfalls eine außerordentliche Unterstützung für das Projekt, sowohl seitens der Regierung als auch der Menschen in Kuba selbst. Die Formulierungen des Dossiers sind z.B. mit der Kubanischen Regierung abgestimmt, der Hemingway Yacht Club Havanna unterstützt das Projekt in allen Belangen. Kuba hatte sogar vor, zwei Tage lang diesen einzigartigen Event zu feiern, darunter einen Olympischen Empfang mit kubanischen Olympia-Athleten.
Für Kuba wäre das Projekt jedenfalls eine tolle Geste gewesen, die nicht politisch sondern als Verständigung und freundschaftliche Aktion gesehen und verstanden wird.
Mit nicht nachvollziehbaren Gründen sagt die US-Regierung jedoch derzeit „Yes, we can´t“ und erlaubt es einem deutschen Staatsbürger nicht, ein Boot unter deutschen Flagge von Miami nach Kuba zu steuern.
Das ist aber kein Grund aufzugeben und es ist nur eine Frage der Zeit. Die Menschen in Kuba unterstützen das Projekt jedenfalls, was für mich nur einen Schluss zulässt: Kuba wartet auf die Apache Star, lassen wir sie also nicht zu lange warten!
Fotos: Tim Neiser Production