Strahlender Sonnenschein über der Côte d’Azur, wenig Wind, mäßig bewegte See – und am Steg ein luxuriöses schwimmendes Maisonette-Loft mit Dachterrasse. Selbst neben den zahlreichen Superyachten am Jetée Albert Edouard im Vieux Port von Cannes macht die PRESTIGE 680 S Eindruck. Schon längsseits am Steg in der „kiss and sail“-Zone liegend verspricht das elegant-zeitlose Design (Garroni / JP Concepts) viel Raum und Licht an Bord. Dazu bei tragen markante Rumpffenster, ein vollständig verglastes Hauptdeck, und nicht zuletzt die weit nach achtern geneigte Scheibe der das „S“ im Namen begründenden SportFly.
Über die, auf dem Testschiff starre, Badeplattform geht es, vorbei am Zugang zum Maschinenraum und der optionalen Crew-Kabine (2 Einzel-Kojen, WC / Dusche, Seeblick!), über breite Stufen an Backbord zur Hecklounge. Sitzbank und Tisch sind großzügig dimensioniert, und mit zusätzlichen Deckstühlen entsteht ein für sechs Personen üppiger Freiluftsalon. Ein optionales, elektrisches Sonnensegel über die gesamte Schiffsbreite schafft dazu luftige Privatsphäre, so im Hafen das Heck zur Pier liegt.
Ein echtes „Raum“-Schiff
Auf dem Hauptdeck, dessen Rund-um-Verglasung schlagartig Zweifel an der tatsächlichen Größe der Yacht aufkommen lässt, schweift der Blick ungehindert in jede Richtung bis zum Horizont. Durch drei breite Glas-Schiebetüren verbinden sich Außen- und achterer, leicht abgesenkter, Innenbereich auf dieser Ebene zu einer ebenso harmonischen wie funktionalen Einheit. An Steuerbordseite befindet sich ein ausziehbarer Esstisch nebst dreisitzigem Sofa. Selbst bei sechs Personen, und den dazu erforderlichen Stühlen, verbleibt ausreichend Abstand zur Pantry auf der gegenüberliegenden Seite. Diese ist bereits werftseitig mit 270 l Kühl-/Gefrierkombination, Mikrowellenherd, Glaskeramik-Kochfeld, Dunstesse und Geschirr (Villeroy & Boch) für acht Personen ausgestatten. Auch um Geschirrspüler und Eismaschine (Optionen) ergänzt, verbleiben noch ausreichend Staumöglichkeiten. Zum Salon schließt die Pantry sehr gefällig mit einer Bar ab.
Eine Stufe erhöht der Hauptsalon – ein geschmackvoll möblierter Meerblick mit großem, L-förmigen Sofa an Steuerbord und optionalem Zweisitzer an Backbord. Wie das gesamte Deck mit Holzboden und herausnehmbaren Teppichböden belegt. Harmonisch fügt sich zum Bug ein lederbezogener Innensteuerstand an, dessen Ergonomie keinerlei Wünsche offenlässt. Sehr praktisch: eine Seitentür an Steuerbord ermöglich direkten Zugang an Deck. Dieser wird auch sogleich benutzt, um die Leinen zu lösen.
Gondelantrieb und Seakeeper – purer Fahrspaß
Fast geräuschlos starten dabei zwei Volvo ISP 1200-Motoren, deren Kraft nicht an Wellen, sondern an Volvo ISP 3-Pods abgegeben wird. Diese in jede Richtung drehbaren Antriebsgondel ermöglichen, im Gegensatz zu mit gleicher Effizienz arbeiten Wellantrieben, deutlich niedrigen Verbrauch, höhere Geschwindigkeiten und exzellente Manövriereigenschaften. 2 x 661 KW / 900 PS an Bord entsprechen, über Pods umgesetzt, etwa 2 x 882 KW / 1.200 PS bei Wellenantrieb. Per Joystick wird die leer 30 Tonnen (max. 39 t) verdrängende Yacht spielerisch aus dem Hafen manövriert. Auf dem offenen Meer beschleunigt die PRESTIGE 680 S aus dem Stand nach 15 Sekunden in Gleitfahrt, weitere 15 Sekunden später bereits auf die Höchstgeschwindigkeit von knapp über 30 Knoten. Als optimale Reisegeschwindigkeit werden ca. 25 Knoten empfunden – bei einem Verbrauch von 254 l / Stunde und einer daraus resultierenden Reichweite von ca. 350 Seemeilen.
Der von J & J Design in Slowenien entworfene Rumpf setzt bei jeder Geschwindigkeit souverän in die See. Etwas Seegang konnte dazu während der windarmen Testtage durch Schlingerfahrten oberhalb von 25 Knoten in der Heckwelle vorausfahrender Yachten simuliert werden. Pures Vergnügen, wie schnell und dennoch ruhig die Yacht allen, auch bewusst hektischen, Anforderungen zur Richtungsänderung folgt.
So notwendig wird aus voller Fahrt nach ca. 18 Sekunden und in nur etwa vier Schiffslängen im Leerlauf nahezu aufgestoppt. Dies im wahrsten Sinne des Wortes: dank eines gut 500 kg schweren, mit über 9.000 Umdrehungen / min im Maschinenraum rotierenden Gyro-Stabilisators liegt die Yacht fast bewegungslos im Wasser. Auch wenn der „Seakeeper“ in dieser Größe mit gut 90.000 EUR die Liste der Extras an Bord unangefochten anführt – spätestens nach dem ersten Ankerstopp in bewegtem Wasser ist auch der letzte Skeptiker überzeugt. Das Stabilisierungssystem wurde ursprünglich für die ruhige Lage von Flugzeugträgern beim Landeanflug der Jets entwickelt.
Kabinenaufteilung konträr zum Mainstream
Zurück nach Cannes wird von der SportFly gesteuert. Diese wird über eine Treppe mit sehr soliden Handläufen über die Hecklounge erreicht. Den Weg entlang zum mittigen Steuerstand mit zwei bequemen Einzelsitzen würden Architekten und Stadtplaner sicherlich mit den Worten „großzügige Verweilqualität“ beschreiben. Klappbare Récamieren, ein von einem U-förmigen Sofa umrundeter Esstisch, Kühlschrank und Grill laden in der Tat direkt zum Müßiggang ein.
Vorbildlich, und recht selten in dieser Klasse, die Kabinen – sowohl hinsichtlich der Größe, als auch der Anordnung. Die Eignerkabine befindet sich im Bugbegreich, und wird über einen separaten Niedergang von Salon aus erreicht. Auch hier begeistern Dimension und Licht. Nicht einmal dem sehr großzügigen Inselbett gelingt es hier, den Raum zu dominieren. Die Innendesigner fanden, neben üblichem Sofa und Schminktisch, sogar für ein kleines Büro Platz – und einen begehbaren Kleiderschrank. Auch das separate Bad bietet reichlich Raum und, durch leichte Absenkung der Dusche, außergewöhnlich empfundene Kopffreiheit.
Mittschiffs befinden sich VIP- und Gäste-Kabine(n), die zentral vom einem Salonniedergang an Steuerbord begangen werden. Die achtere VIP-Kabine ist dort platziert, wo sich üblicherweise die Eignerkabine befinden würde – und steht dieser in Anmutung und Raumgefühl kaum nach. Davor wählt der künftige Eigner eine zweite Kabine nahezu gleicher Ausstattung und Bad en Suite, oder zwei Kabinen mit je zwei Einzelbetten und zentralem Bad.
Die klassische Benennung als Eigner-, VIP- und Gästekabine klingt an Bord der PRESTIGE 680 S durchaus ein wenig altbacken. Gerade in der Ausstattung mit drei Kabinen werden sich Eigner und Gäste sicherlich ausnahmslos als VIP fühlen.
Sportfly mit großzügigem Platzangebot
Dazu bei trägt ebenfalls die Bauausführung mit wertigen Materialien und einem exzellenten Finish. Vom Maschinenraum bis zur SportFly bleibt die Yacht großzügig hinsichtlich des Platzangebots – selbst, wenn sich bei der Order üppig aus der Liste verfügbarer Extras bedient wurde. Somit erscheinen 1.615.300,- EUR (exkl. MwSt.) durchaus gerechtfertigt für eine elegante, und bereits werftseitig recht komplett ausgestattete Motoryacht.
Bootsdaten im Überblick:
Werft: Prestige Yachts (Frankreich)
Name: Prestige 680 s
Jahr: 2017
Länge: 21,46 m
Breite: 5,33 m
Tiefgang: 1,58 m
Gewicht: 29,8 t (leer)
Motor: 2 x Volvo Penta IPS 1200
Treibstofftank: 3.450 l
Wassertank: 920 l
Reisegeschwindigkeit: 25 Knoten
Höchstgeschwindigkeit: 30 Knoten
Kabinen / Nasszellen: 3 / 4 (inkl. Crewkabine)
Zugelassene Passagiere: 14
CE Kategorie: B-16 (küstennahe Gewässer)
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Fotos: Boot Online / Prestige Yachts