Kürzlich haben wir über die neue CNB 76 berichtet, welche CNB im September 2013 in Cannes launchte. Die Werft hat im Zusammenhang mit dem neuen Luxussegler keine Kosten und Mühen gescheut und den Segler mit dem Franzosen Marc Renwick kurz nach dem Launch auf eine 6-monatige Tour geschickt, um die 76er auf Herz und Nieren zu testen und zu einem perfekten Segler zu machen.
Im Boot Online Interview spricht Marc Renwick exklusiv über seine Erfahrungen auf dieser Tour, die ihn und seine Crew von Bordeaux nach Istanbul führte und so manche Abenteuer erleben ließ:
BOOT ONLINE: Marc, du hast die neue CNB 76 von Juni 2013 bis Februar 2014 mit einer Crew testen dürfen. Auf einer halbjährigen Reise wurden alle Aspekte wie Technik, Sicherheit, das Leben an Bord und vieles mehr getestet. Was ist dein erstes Fazit?
MARC RENWICK: Wir haben in 6 Monaten insgesamt 6.500 Meilen zurückgelegt, von Bordeaux nach Istanbul. In dieser Zeit mussten wir aus technischen Gründen das Boot nie anhalten. Natürlich waren wir mit einigen kleinen Problemen konfrontiert, aber das war für mich nur Feinabstimmung. Meine erste Schlussfolgerung: Die CNB 76 ist ein hervorragendes neues Segelschiff. Die Technik, das Design, die Leistungen, der Komfort an Bord sind auf Top-Niveau.
BOOT ONLINE: Mit deiner jetzigen Erfahrung: Wie siehst du heute die neue CNB 76 zum Vorgleich zu vorher?
MARC RENWICK: Ich war neugierig zu erfahren, wie viele Crew Members benötigt werden, um die CNB 76 zu segeln. Ich war wirklich von der Kombination vom Bug- und Heckstrahlruder beeindruckt, welche die Hafenmanöver echt einfach machen! Der Open V-Boom von Hall Spars war auch sehr geschätzt, als wir das Hauptsegel unter rauen Bedingungen verwenden mussten. Schließlich und Dank aller Systeme, welche die Manöver einfach machen, denke ich, dass das Handling der CNB 76 mit einer Besatzung von 2 Personen ohne Probleme möglich ist.
BOOT ONLINE: CNB hat mit diesem aufwendigen Test einen neuen Weg beschritten – welche Erkenntnisse hat die Werft daraus gewonnen?
MARC RENWICK: Ich denke CNB gewann auf zwei Seiten: Erstens die Möglichkeit, dass die Mitarbeiter der Werft kommen und segeln konnten, was für diese Größe von Booten wirklich ungewöhnlich ist. Es ist eine fantastische Chance für die Designer, Tischler, Elektriker und Installateure zu sehen, woran sie arbeiten und die Ergebnisse davon und einige Zeit mit uns, die wir an Bord leben, zu verbringen. Sie kamen mit einer Menge neuer Ideen und besserem Gewissen, was ihre tägliche Arbeit bei CNB beinhaltet, zurück nach Bordeaux.
Zweitens, während der ganzen Reise haben wir mit CNB Ideen möglicher Verbesserungen ausgetauscht. Oft gibt es einen geringfügigen Unterschied zwischen dem, was der Designer auf Papier zeichnet und wie das Boot auf dem Wasser tatsächlich verwendet wird. Es war eine Gelegenheit für jeden bei CNB, jemanden zu haben, der ihnen eine schnelle Rückmeldung gab. Nach 6 Monaten ist die Yacht fertiggestellt, der Bau der Yacht abgeschlossen und die drei anderen 76er, welche in diesem Moment in Bordeaux gebaut werden, kommen bereits in den Genuss dieser Erfahrungen.
BOOT ONLINE: Gab es dabei überraschend Neues und was waren die Besonderheiten?
MARC RENWICK: Ich war sehr besorgt mit der Einführung des Beibootes. Die meisten Bootsbauer verwenden Systeme mit Rollen oder Hydraulikkränen. Als mir CNB sagte, ich müsste das Beiboot nur hinausgleiten lassen, war ich wirklich unsicher, ob es funktionieren würde. Es hat mich etwas Zeit gekostet, um die richtigen Schritte und Bewegungen zu finden, aber jetzt kann ich die Williams 385 in weniger als einer Minute hinein- oder hinausbewegen.
Eine weitere erstaunliche Überraschung war der asymmetrische Niedergang: Es macht das Layout des Cockpits viel komfortabler, weil die Leute, die um den Tisch herumsitzen, auf diese Art und Weise nicht länger den Personen im Weg sind, welche aus dem Salon herauskommen. Weiters halte ich die Lage der Kombüse in der Rückseite des Bootes für wirklich hervorragend: Der Zugang zum Cockpit durch die Luke macht das Durchreichen von Tellern wirklich einfach.
BOOT ONLINE: Was war dabei deine größte Herausforderung?
MARC RENWICK: Kurz nach Passieren des Kanals von Korinth sind wir mit einem Meltem in der Stärke von 40 Knoten gesegelt, mit Windböen bis zu 55 Knoten. Die See war wirklich rau, mit sehr kurzem Wellengang. Es dauerte 22 Stunden um von Ägina nach Cesme zu segeln. Wir hätten in Athen einen Zwischenstopp machen können, aber ich wollte wirklich sehen, wie sich das Boot unter extremen Anforderungen verhält. Zu keiner Zeit hatten wir uns in Gefahr gefühlt und die Prüfung bei der Ankunft ergab, dass die CNB 76 diesen Sturm mit keinerlei Schäden überstanden hat.
BOOT ONLINE: Wie kommen diese Ergebnisse den Käufern zugute?
MARC RENWICK: Es ergibt sich ein direkter Nutzen für diejenigen Eigentümer, deren CNB 76er gerade gebaut werden. Beispielsweise informierten wir CNB, dass ein Blockiersystem bzw. eine Sperrmechanik nicht stark genug war. Eine Änderung wurde am Schiffsrumpf Nummer Eins durchgeführt und nachdem wir bestätigt hatten, dass das Problem damit gelöst war, wurde die Änderung auch auf Rumpf Nr. 2 angewandt.
Dies ist nur ein Beispiel für die zahlreichen kleinen Anpassungen, die CNB auf dem Boot gemacht hat. Natürlich hat Rumpf Nummer Eins bereits den Nutzen all dieser Verbesserungen!
BOOT ONLINE: Eine persönliche Frage: Wie lange bist du in der Yachtbranche, wie kam es zu der Leidenschaft zum Segeln?
MARC RENWICK: Ich segle professionell seit 12 Jahren. Nach Abschluss an einer Business School in Bordeaux, beschloss ich meine Leidenschaft zum Segeln für einige Zeit zu leben, bevor ich wieder ins “normale” Leben zurückkehre. Und … ich konnte es nicht tun! Zu Beginn habe ich als freischaffender Skipper gearbeitet, danach arbeitete ich ein paar Jahre als Kapitän auf einem Charter-Katamaran.
Im Jahre 2008 begann meine Kooperation mit CNB, um die Verbindungsperson zwischen den Eigentümern der neuen Bordeaux 60 und der Werft während der Bauphase zu sein. Ich verließ CNB 2012, um als Kapitän auf einer gecharterten Bordeaux 60 zu segeln. Dann bot mir CNB die neue CNB 76 für eine 6-monatige Testfahrt an… Eine einmalige Gelegenheit, welche ich nicht ablehnen konnte!
BOOT ONLINE: Was sind deine Zukunftspläne, was hast du als nächstes vor?
MARC RENWICK: Aktuell starte ich ein spezielles Merex Yachts Service, welches sich auf MCA-Codierung und die Vorbereitung und Ausstattung von CNB-Yachten spezialisiert hat. Wir werden selbst auf der Werft stationiert sein und in enger Zusammenarbeit mit Merex Yachts arbeiten. Merex Yachts wurde übrigens in der gleichen Zeit wie CNB gegründet und hat sich in dieser Zeit auch auf Crew Recruitment, Yacht Management und Charter-Brokerage spezialisiert. Kurzum: Die Idee ist, eine zentrale One-Stop-Shop Anlaufstelle für neue CNB Eigentümer zu schaffen.