Giancarlo Ragnetti leite seit 1992 die Geschicke der italienischen Werft Perini Navi, dem weltweiten Markführer im Bau von Superyacht-Seglern. Am 15. Januar 2014 beendete Ragnetti seine Tätigkeit als CEO von Perini Navi, wird der Werft aber weiterhin als Mitglied des Verwaltungsrat Treu bleiben und diese unterstützen.
Boot Online sprach mit Giancarlo Ragnetti über den kürzlich verliehenen Leadership Award, die Zukunft von Perini Navi, die nächsten Super-Segelyachten, die von Perini übernommene Motor-Superyacht Marke Picchiotti sowie den alle 2 Jahre veranstalteten Perini Navi Cup:
Ende letzten Jahres haben Sie von der Internationalen Superyacht Society den IIS Leadership Award 2013 erhalten, wofür wir nachträglich gratulieren möchten. Was bedeutet Ihnen dieser Award?
GIANCARLO RAGNETTI: Die Tatsache, dass eine Gruppe von Menschen wie Designer, Geschäftsleute und andere, die ihr Leben im nautischen Bereich verbracht haben, beschlossen haben mir diesen Preis zu geben und Teil dieser Elite-Gruppe zu werden, macht mich froh und gleichzeitig sehr stolz. Als ich vor 25 Jahren für dieses Unternehmen zu arbeiten begann, hätte ich, auch mit der lebhaftesten Phantasie nie gedacht, diese große Auszeichnung zu bekommen.
Ich habe diese Auszeichnung mit Dank denjenigen Menschen gewidmet, die alle die Jahre für mich gearbeitet und an mich geglaubt haben.
Perini Navi ist weltweiter Marktführer im Bau von Super-Segelyachten, Sie selbst leiten bereits seit 1992 die Geschicke der Werft. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis von Perini?
GIANCARLO RAGNETTI: Es gibt keine Geheimnisse, Boote werden nicht mit Zaubertränken gebaut, aber sie werden von der Idee eines Menschen geboren, der Visionen hat weiter zu gehen als andere. Manchmal sind Visionen Träume, die real werden. In unserem Fall hat Fabio Perini diesen Traum verwirklicht.
Viele unserer Leser interessiert, wie man dazu kommt, Superyachten zu bauen bzw. eine Werft zu leiten, die sich in diesem Bereich zum Weltmarktführer entwickelt hat. Können Sie unseren Lesern kurz beschreiben, wie Sie dazu kamen und ob die Absicht, Superyachten zu bauen bereits von Beginn an vorhanden war?
GIANCARLO RAGNETTI: Unsere Absicht war es, eine Segelyacht mit mehr Komfort für alle und dem Volumen einer Motoryachten zu bauen. Wir wollten eine neue Marktnische des „easy sailing“ kreieren, in der ein großes Boot von einer Person oder einer kleinen Crew mit Hilfe eines computergestützten und automatisierten Segelsystems gesteuert werden kann. Mit diesen Grundsätzen war Perini Navi geboren.
Die Segelyachten „Seahawk“ und „State of Grace“ wurden kürzlich in Monaco der Öffentlichkeit präsentiert, wobei die Seahawk vor ein paar Tagen an ihren Eigner übergeben wurde. Woran arbeitet Perini aktuell bzw. welche Segelyachten sind in Planung?
GIANCARLO RAGNETTI: In unserem nächsten 2-Jahres Produktionsplan bauen wir einen 60-Meter- Slup (nach der Lieferung des Ketsch Seahawk im November 2013 die zweite Einheit der 60-Meter-Serie) und eine 70-Meter Ketsch. Diese werden mit den weltneuesten Technologien ausgestattet sein und mit einem neuen ästhetischen Außendesign (im Vergleich zur 60-Meter-Serie) komplett überarbeitet. Es wird die neue Spitze der Perini Navi sein.
Anfang der 90er hat Perini die Werft Picchiotti, die auf Motor-Superyachten spezialisiert war, übernommen. Hat sich die Übernahme rückblickend und im Vergleich zur Produktion von Super-Segelyachten gelohnt?
GIANCARLO RAGNETTI: Natürlich kommen unsere Erfolge von den Segelyachten, aber wir haben auch mit dem Yachtverkauft von drei Motoryachten begonnen: eine 50 Meter, 55 Meter und eine 73 Meter Yacht, die nach Eignerwunsch in den ersten Monaten des Jahres 2014 ausgeliefert werden soll. Alle unsere neuen Projekte werden nach den Wünschen unserer potentiellen Kunden ausgerichtet, das neue Design und Layout, die Flybridge, neue und ansprechende Achtern Bereiche und vieles mehr.
Im September dieses Jahres wurde die 73 m Motor-Superyacht „Grace E“ gelauncht. Wie sieht die weitere Entwicklung in Bezug auf Motor-Superyachten aus, was können wir von Perini Navi diesbezüglich erwarten?
GIANCARLO RAGNETTI: In Bezug auf den Motoryachtsektor arbeiten wir mit Hochdruck an der Auslieferung des Picchiotti Flaggschiffs 73m Grace E. Diese Yacht ist ein bahnbrechend neues Konzept im Bereich Superyachting, das die Freiheit autonomer Kreuzfahrten in aller Welt mit optimaler Effizienz ausrichtet. Der Besitzer wünschte eine Yacht mit maximaler Umweltfreundlichkeit. Sie soll eine Oase des Wohlbefindens sein, aus der Meer, Himmel und Ufer im kompletten Komfort genossen werden können.
Alle zwei Jahre veranstaltete Perini Navi den prestigträchtigen Perini Navi Cup, wobei der letzte im August 2013 im Porto Cervo in Sardinien stattfand. Gibt es einen Perini Navi Cup 2015 und können Sie uns schon Details (Zeitpunkt etc.) verraten?
GIANCARLO RAGNETTI: Die Auflage 2013 war die fünfte unserer Geschichte und es war ein sehr großer Erfolg. Für uns ist der Perini Navi Cup ein sehr wichtiges Rendezvous, der mit Sicherheit 2015 wieder im smaragdgrünen Wasser von Sardinien und in Zusammenarbeit mit dem Yacht Club Costa Smeralda stattfinden wird.
Artikel & Interview: Andreas Böck