Der renommierte Luxusyacht-Designer Francesco Paszkowski wurde 1963 geboren. Während seinem Architekturstudium wurden zunächst Autos zu seiner Leidenschaft, schließlich entwickelte er auch großes Interesse am Yacht-Design. 1990 eröffnete er sein eigenes Studio in der Nähe von Florenz.
Anfang der 90er Jahre arbeitete sein Studio für Heesen Yachts neben anderen Projekten. Seine Zusammenarbeit mit der italienischen Werft Baglietto dauerte 15 Jahre, ab 2005 erweiterte er die Zahl seiner Kunden mit der Sanlorenzo Werft in Viareggio. Mittlerweile arbeitet Paszkowski weltweit für Mega-Yacht Werften wie Tankoa Yachts, CRN, ISA, Heesen, Canados, Sanlorenzo und Proteksan (siehe Bildergalerie).
Im Boot Online Interview spricht Paszkowski exklusiv über seinen Werdegang sowie über aktuelle Projekte wie die aktuell gelaunchte 133 CRN 61 Meter Yacht:
BOOT ONLINE: Herr Paszkowski, Sie sind im Luxus Yacht Segment zu Hause. Wie kommt man zu einer Karriere wie die Ihre? Ist es Talent, Können, Zufall, Beziehungen oder Passion?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Etwas vom allem, eine ausgewogene Kombination von Leidenschaft, Engagement und natürlich guten Beziehungen, die sich über die Zeit ergeben. Ich habe mein ganzes Leben meinem Beruf gewidmet und meine Kraft diesem Job. Es ist nicht an mir, über Fähigkeiten zu sprechen, aber ich denke, dass die mehr als zwanzigjährige Zusammenarbeit mit vielen wichtigen Werften, die Treue einiger Besitzer, die mehr als eine Yacht von unserem Studio entwickeln ließen und die Yachten, welche im Laufe der Jahre gelaunched wurden, der beste Beweis sind.
Ich entwarf meine erste Yacht „Opus 1“, eine offene 29 m Yacht, für einen österreichischen Eigentümer im Jahr 1990. Sie wurde von Baglietto gebaut und sie war auch meine erste Baglietto. Ich arbeite heute immer noch mit dieser Werft, welche etwa 20 Yachten mit unseren Design baute.
Einige Jahre später bat mich der Besitzer der ersten Baglietto eine Flybridge Yacht – Opus 2 – zu designen, die dann von Heesen gebaut wurde. Ich bin so stolz, dass ich noch immer mit ihnen zusammenarbeite. Zur Zeit arbeiten wir gerade am Interieur der zwei 50 m Yachten Ventura und Azuro, die kürzlich gelaunched wurden bzw. werden.
Seitdem arbeiten wir auch für einige andere Werften wie Rizzardi, Canados, Protexan Türkis, ISA Yachts, CRN, Tankoa Yachten und manchmal direkt mit den Eigentümern. Wir entwickeln beides – die Planung als auch Erneuerung der Yachten, Aluminium oder GFK Yachten, Außen sowie Innen.
Im Jahr 2005 haben wir begonnen mit Sanlorenzo zu kooperieren.
Eine der ersten, von Sanlorenzo gebauten Yacht, war die 4H im Jahre 2007 und somit erste Aluminium Yacht. Wir machten das Design für den Außen- und Innenbereich. Die Werft baute acht Schwesterschiffe in den folgenden 7 Jahren. Wir waren auch verantwortlich für das Semi-Displacement (Halbgleiter/Bootsrumpf) der Serien, die SD 92, SD 122 und SD- 110 und später für die Gestaltung des traditionellen Flybridge Bereiches. Das erste Modell der Reihe war die SL 104 (Innenbereich), die SL 94 und das Flaggschiff 118 SL. Sie wurde kürzlich gelaunched und für die erste haben wir den Innen- und Außenbereich entwickelt. Weiterhin haben auch den Innenbereich der Sanlorenzo 46 Stahl (Lammouche und Achilles) und den Außenbereich der 42 –Explorer entwickelt.
Die neueste Yacht für Baglietto ist etwas ganz anderes als die bisherigen Boote, die wir für sie entworfen haben. Ich spreche über die MV 13, die die Werft auf der letzten Cannes Boatshow vorgestellt hat.
Sie ist inspiriert von Unterwasserangriffs-Vehikeln und bezieht sich dabei auf Baglietto´s traditionelle Militärschiffe. Sie harmonisiert geschickt einige ihrer Stilmerkmale mit mehreren Design-Lösungen, die aus den offenen Yachten übernommen wurden. Wir machten beides, das Exterieur und Interieur. Ein 18,5 m Boot wird später gebaut, wir haben bereits das Projekt an Baglietto übergeben. Francesco Paszkowski Design hat derzeit fünf Kooperatoren, deren Arbeit von Michele Lubrano (Büro Chef-Designer) für das Exterieur abgestimmt wird.
Der Paszkowski Entwurf bezieht auch den Beitrag der Architektin Margherita Casprini in den Bereichen Innenarchitektur und Materialforschung ein.
BOOT ONLINE: Sie sind Designer mit Leib und Seele und haben sicherlich viele Möglichkeiten in den unterschiedlichsten Bereichen. Was reizt Sie besonders am Bootsbau und
welche Aufgaben konkret haben Sie als Yachtdesigner?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Wir arbeiteten ebenfalls an einigen Wohndesigns für die Häuser unserer Yachtbesitzer. Es ist auch sehr interessant, aber unser Hauptgeschäft ist natürlich in der Yacht-Welt konzentriert.
Es macht wirklich keinen Unterschied, ob sie an einem Boot oder an einem anderen Projekt arbeiten, da sie immer mit Menschen zusammenarbeiten. Die Wünsche der Menschen zu verstehen, ist eine der Aufgabe der Designer. Wenn Sie an einer kundenspezifischen Yacht arbeiten, müssen Sie die Wünsche ihrer Besitzer aufnehmen. Wir versuchen in der Regel zu verstehen, wie er lebt und was er möchte, um ihm die besten Möglichkeiten vorzuschlagen.
Wenn sie an einer Yacht-Serie arbeiten, ist das eine andere Herausforderung. Sie müssen die Anforderungen des Marktes in den kommenden Jahren voraussehen, denn die Werft hat das Geschäft ja einzuplanen. In beiden Fällen muss der Designer vorausschauen und gleichzeitig mit seinem Erfahrungsschatz, die besten Details aus der Vergangenheit und der Zukunft kombinieren.
BOOT ONLINE: Eine Ihrer Prinzipien lautet, dass in einer schnell entwickelten Bootsbau-Branche die Erfahrung alleine nicht genug ist. Wie konkret bereiten Sie sich vor, wenn ein neues Projekt vor der Tür steht?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Teamarbeit – in meinem eigenen Studio sowie auf der Werft – ist dies eine Priorität, sowohl für kundenspezifische Aufträge, wie auch für die Serie. Es gibt keinen anderen Weg, um gute Ergebnisse zu erzielen.
BOOT ONLINE: 2009 haben Sie mit einer Länge von 53 m die von Baglietto 2009 gebaute Motoryacht Burkut entworfen, kürzlich wurde die von Ihnen für CRN designte 61 Meter Yacht gelauncht. Wie lange hat die gesamte Entwicklung von der Planung bis zur Fertigstellung der neuen CRN-Yacht gedauert und was war dabei die größte Herausforderung?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Aufgrund der vorliegenden Erfahrung, war das CRN-Briefing so klar, dass wir den Punkt sehr schnell erfassen konnten. Andererseits war ich sehr aufgeregt, für sie entwerfen zu dürfen und fasziniert von dem Aufwand, die sie in R & D, in ihre ständigen Verbesserungen, die Entwicklung des technischen Büros und der Werft und die schnelle Steigerung der Bootsgröße gesteckt haben. Die Designs von Jon Bannenberg, Gerhard Gilgenast, Nuvolari & Lenard und Gianni Zuccon sind nur ein Beispiel für ihre Entwicklung. Als ich Lamberto Tacoli traf, entdeckten wir, dass wir zu verschiedenen Themen die gleiche Meinung hatten, wie etwa die klaren Linien der nordeuropäischen Marine Tradition. Als man mir anbot, die 60 m entwerfen zu dürfen, war ich sehr glücklich.
Es war nicht das erste Mal für uns, eine Superyacht aus Stahl zu entwerfen, aber die Zusammenarbeit war erstmalig. Zunächst begannen wir die CRN Besonderheiten kennenzulernen. Es war interessant, in die Traditionen der Werft zu schauen und mit so vielen erfahrenen Menschen zu arbeiten. Ich denke, das Design der 61 m ist eine gute Kombination der CRN Tradition und neuer Ästhetik und technologischen Lösungen, wobei aber noch das familiäre Gefühl erhalten bleibt.
BOOT ONLINE: In 2013 haben Sie gemeinsam mit Heesen eine schlanke und äußerst sportliche 58 Meter Superyacht designed. In welcher Phase befindet sich aktuell das Projekt?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Das 58 m-Projekt haben wir im letzten Jahr entwickelt. Derzeit konzentrieren wir uns mehr auf den Innenbereich der 50 m-Yacht, die kürzlich gelaunched wurde.
BOOT ONLINE: Einige potentielle Superyacht-Interessenten greifen heutzutage zuerst auf einen Yacht-Designer bzw. ein Yachtdesign-Büro zurück, wenn es darum geht eine neue Yacht zu entwerfen. Können Sie diesen Trend bestätigen und wie hat sich hier Ihrer Erfahrung nach diese Entwicklung in den letzten 20 Jahren verändert?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Es gibt keine festen Regeln dafür. Manchmal richten sich potenzielle Yachtbesitzer zuerst an Yacht-Designer, andere direkt an die Werften. Während einer Projektentwicklung und später, während ein Boot gebaut wird, entwickelt sich täglich eine enge Beziehung aller beteiligten Akteure zwischen dem Designer Studio und dem Inhaber (Werft-Inhaber-Designer-Studio). Wenn ein Yachtbesitzer sein Boot verändern oder ein weiteres gebaut haben möchte, ist es sehr wahrscheinlich, dass er wieder zu den Designern seiner früheren Yacht geht, wenn er mit dem Ergebnis und mit dem Designer zufrieden war.
In den letzten 20 Jahren entwickelt sich der Markt sehr schnell, Yachtbesitzer wurden viel erfahrener: Manchmal verlangen sie Optionen von verschiedenen Werften für ihr neues Boot und verlassen sich dabei auf die Hilfe der Designer, denen sie vertrauen.
BOOT ONLINE: Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie einige der bedeuteten Awards erhalten und Superyachten der verschiedensten Größen entworfen. Rückblickend: Welche dieser Yachten würden Sie als die drei wichtigsten in Hinblick auf Meilensteine im Bootsbau betrachten?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Es ist als würde man fragen, welche Ihrer Kinder lieben Sie mehr…
Wenn du lange an einem Entwurf arbeitest und dann versuchst für den Kunden wieder das schönste Boot zu bauen, wird jedes Boot für einen Designer zu etwas Besonderem. Allerdings ist nach der Meinung jedes Designers immer das schönste Boot, das sie als nächstes gestalten werden!
Na ja, es liegt mir nicht über Meilensteine meines eigenen Designs zu sprechen. Genaue Details ermöglichen gute Ergebnisse. Neben den Auszeichnungen, sowohl für die Boote als auch für meine Karriere, glaube ich, dass die Blue Scorpion 53, die ich für Baglietto designet habe und die 4H für Sanlorenzo bedeutende Projekte waren. Aber auch die persönliche Auszeichnung, die ich als „Bester Designer des Jahres“ für die Blue Princess (ebenfalls Baglietto) bekam, ist erwähnenswert. Sie steht für die Entwicklung von großen, offenen Sport Yachten, die erste entwarf ich fast 20 Jahre vorher für Baglietto.
BOOT ONLINE: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und wie sind Ihre Zukunftspläne?
FRANCESCO PASZKOWSKI: Im Moment arbeite ich an verschiedenen Designs mit Baglietto. Unter ihnen ein 54-m-Verdränger Yacht, der im Jahr 2015 ausgeliefert wird und eine 46 m ist im Plan. Eine 46-m Verdränger Yacht werden wir auf der nächsten Monaco Boat Show präsentieren. Dort werden wir auch einige andere von uns gestaltete Yachten zeigen, wie die erste SL 118 von Sanlorenzo oder 50-m Azuroby von Heesen (derzeit arbeiten wir gerade an der Innenarchitektur für die niederländische Werft). Weiterhin die CRN 133, die Anfang März gelaunched wurde.
Weiterhin pflege ich natürlich die Zusammenarbeit mit unseren Werften, aber darüber können wir zu einem späteren Zeitpunkt reden…