BOOT Online: Auf langen Ozeanpassagen Tage oder gar Wochen nur den Himmel und die See zu sehen geben. Wie verbringen Sie diese an Bord?
Tom Schröder: Ich habe schon einmal den Atlantik mit unserem damaligen Segel-Katamaran überquert – seinerzeit 12 Tage von den Kapverdischen Inseln nach Antigua. Dies war Erholung und Erlebnis pur. Dies nun mit seiner Familie zu erleben, wird noch außergewöhnlicher. Ich denke aber auch, dass die ein oder anderen Stunde Netflix herhalten muss – ‚Starlink‘ macht es möglich. Ferner überlegen zwei meiner Söhne ggf. online zu studieren. Der dritte hat kürzlich mit einem Studienkollegen seine erste Firma gegründet. Er will weiter von Bord arbeiten.
BOOT Online: Nach welchen Kriterien wurde die bisher geplante Route, die bereits viereinhalb Jahre dauern soll, geplant?
Tom Schröder: Im Grund bestimmt das Wetter / das Klima die Route. In der Arktis sollte man im August sein, Anfang Oktober aus Grönland weg sein, die Karibik sollte man erst nach der Hurrikan-Saison anlaufen und die Nord-West-Passage sollte man ebenfalls im August durchfahren. Dadurch und durch die Distanzen ergibt sich dann die grobe Route. Diese steht nun für die ersten 4,5 Jahre vom Rotem Meer, der Umrundung Afrikas im Uhrzeigersinn, des Hochlaufens der Westküste Europas vom Süden bis in den Norden über Spitzbergen in die Arktis, der südlichen Orientierung über Island, Grönland, Neufundland, Bermudas, in die Karibik. Sodann geht es einmal gegen den Uhrzeigersinn von der Karibik um den gesamten amerikanischen Kontinent, wo man nach 2 Jahren wieder in der Karibik landet. Dann geht’s durch den Panama-Kanal nach Galapagos.
BOOT Online: Wie steht es um medizinische Erstversorgung bzw. die Umsetzung funkärztlicher Beratung über die Jahre?
Tom Schröder: Erstens haben wir das maximale Paket an Bord und der Kapitän ist gut ausgebildet. Mit einer befreundeten Ärztin haben wir die Bord-Apotheke stark erweitert. Ferner hat man professionelle Ärzte im ständigen Online-Zugriff, die online Anleitungen erteilen. Wir haben in den letzten Monaten alle relevanten Check-Ups gemacht. Auch der Zahnarzt hat prophylaktisch alles geröngt etc.
BOOT Online: Gibt es denkbare Geschehnisse, die Sie über einen Abbruch der Weltreise zur See bewegen könnten?
Tom Schröder: Da gibt es wohl einige. Technisch hoffen wir mit unserem Explorer gut gewappnet zu sein. Ferner nehmen wir uns ja die 6 Monate im Mittelmeer, bevor wir final aufbrechen. Ansonsten bin ich ein optimistischer Mensch und wir kümmern uns um Probleme, wenn sie kommen sollten. Aktuell bereiten wir uns bestmöglich vor, um das Problempotential maximal zu reduzieren. Das größte Risiko ist bestimmt, ob man so lange gemeinsam dann doch auf recht engen Raum miteinander auskommt.
BOOT Online: Wie schützen Sie Familie, Schiff und Besatzung vor möglichen Bedrohungen durch Piraterie oder Cyberangriffe?
Tom Schröder: Man meidet natürlich bestimmte Regionen. Aktuell könnte uns die Umrundung Afrikas durch die Huthi Rebellen madig gemacht werden. Dann werden wir uns nur im nördlichen Bereich des Roten Meeres aufhalten, im Norden Afrikas ein paar Länder besuchen und schließlich über Marokko und die Kapverdischen Inseln nach Guinea-Bissau und Gambia reisen, bevor es dann in den Norden Europas geht.
Ferner werden wir in manchen Passagen Sicherheitskräfte an Bord holen. Die Lazarette ist multifunktional konzipiert und kann als Beachclub, Gym, Kino oder vollwertige Kabine genutzt werden. Letztere Nutzung ist vorgesehen für Expeditionsteams oder Sicherheitskräfte.