Wenn ein Hersteller von Luxusyachten Anfang Mai zum Testdrive auf der Nordsee in die Niederlande lädt, wo Rauhwasser-Bedingungen fast alltäglich sind, dann hat das was für sich. Denn auch wenn man Yachten um die 20 m in erster Linie mit Komfort und Luxus im Sonnenschein verbindet, so müssen sich diese auch bei Rauhwasser bewähren, wenn das Wetter beim nächsten Törn mal nicht mitspielt.
Und auch wenn luxuriöse Yachten grundsätzlich rauhwassertauglich sind, werden diese oftmals bei schönem Wetter an den schönsten Locations an der Côte d’Azur und anderen heißen Hotspots präsentiert und vorgestellt. Umso gespannter waren wir auf den Testdrive mit der Dominator 640 in Port Zélande – und wie erwartet hat uns das prognostizierte Wetter nicht in Stich gelassen und an diesem Tag spannende 6 Beaufort beschert.
Das Konzept
Dominator wurde vor 4 Jahren von der österreichischen Unternehmerfamilie Pernsteiner übernommen, welche die Werft in dieser kurzen Zeit auf hervorragenden Kurs steuerte. Die Dominator 640, die vom italienischen Designer Alberto Mancini entworfen wurde, ist quasi die erste vollständig unter neuer Führung gebaute Yacht.
Wenn man sich mit einer Dominator 640 auseinandersetzt, muss man zuerst das Konzept verstehen, welches die Werft mit diesem Modell verfolgt. Dominator baut aktuell Yachten bis zu 40 m. Mit der 640er spricht man z. B. Käufer an, die selbst aktiv das Steuer übernehmen wollen, jedoch nicht auf Luxus verzichten wollen. Das Modell ist daher auch für Personen geeignet, die einen zweiten Wohnsitz auf See suchen und selbst steuern wollen, ohne dabei auf eine Crew zurückgreifen zu müssen. Und in der Tat ist die Yacht sowohl vom beeindruckenden Platz als auch vom Fahrverhalten bestens dafür geeignet.
2.400 PS mit Joystick
Die von uns getestete Dominator wird von zwei 1.200 PS starken MAN V8 Motoren angetrieben, die Steuerung ist auch über einen Joystick möglich, wobei die Joystick-Steuerung durch das verbaute Bug- und Heckstrahlruder unterstützt wird. Dies macht die Dominator selbst unter schwierigen Verhältnissen mit dem Joystick problemlos und bequem navigierbar. Ein weiteres Feature des Joystick-Systems: Durch GPS kann die Dominator exakt auf ihrer aktuellen Position gehalten werden, das Joystick-System übernimmt automatisch den notwendigen Ausgleich vor.
Und hier zeigt sich bereits ein erster beeindruckender Aspekt der Dominator: Wer nun denkt, dass das Manövrieren mit einer 20 m und 35 Tonnen schweren Yacht aus der Marina und bei starkem Wind Probleme bereiten kann, dem belehrt die Dominator 640 eines Besseren. Die Dominator lässt sich trotz widriger Bedingungen äußerst einfach steuern, die Ausfahrt aus der Marina selbst bei kräftigem Wind wird zum Kinderspiel. Und genau hier wird der Eigner bedient, der sich nicht nur auf einen Skipper verlassen, sondern auch selbst aktiv das Steuer übernehmen möchte.
Aufgeräumter Steuerstand auf der Flybridge und im Salon
Ob auf der Flybridge oder am Steuerstand im Salon: Die Dominator ist mit jeglicher technischer Raffinesse ausgestattet, ohne dass der Steuerstand mit Technik überladen wirkt – im Gegenteil sind beide Steuerstände übersichtlich und aufgeräumt. Der Steuerstand im Salon, der durch zwei große Displays unterstützt wird, bietet auch eine hervorragende Sicht nach außen.
Wie bereits eingangs erwähnt, war der kräftige Wind mit 6 Beaufort an diesem Tag recht stark – ein Wetter, bei welchem man wahrscheinlich gar nicht die Marina verlässt. Insofern bot es sich geradezu an, die Dominator 640 unter diesen Voraussetzungen an die Grenzen zu bringen – einerseits um das Fahrverhalten zu testen, anderseits die Bedingungen unter Deck zu erfahren.
Wir haben trotz des Wetters die Flybridge für die Ausfahrt bevorzugt.
Beeindruckendes Fahrverhalten trotz starkem Rauhwasser
Aufgrund der starken Wellen braucht die Dominator etwas, um die 35 Tonnen auf Geschwindigkeit zu bringen. Trotzdem bereitet ihr der Weg durch die Wellen keinerlei Probleme, sie fährt durchaus schnell und stabil auf Kurs. Obwohl diese Werte aufgrund des starken Seegangs naturgemäß höher sind, haben wir zur Veranschaulichung folgende Werte ermittelt: Die Beschleunigung von 0 auf Gleitfahrt benötigt 20 Sekunden, von 0 auf Cruising-Speed 29 Sekunden und von 0 auf Maximum Speed 36 Sekunden, wobei wir eine Höchstgeschwindigkeit von 25 Knoten erreichten. Zu keiner Zeit hatten wir das Gefühl, dass sich die Dominator trotz des Wetters schwer tut, im Gegenteil sind diese Werte gemessen an den Bedingungen hervorragend.
In enger Kreisfahrt legen wir die Dominator in Schräglage, unter Deck sind die Fenster in der Eignerkabine teilweise unter Wasser. Und auch hier zeigt sich die Dominator von ihrer besten Seite, hier kommt kein Gefühl der Instabilität auf.
Geringe Geräuschkulisse unter Deck
Eines wollten wir noch wissen: Eine Dominator verspricht hohen Komfort, wie aber sind die Verhältnisse bei starkem Seegang unter Deck? Bei voller Fahrt befinden wir uns in der Eignerkabine und auch hier bestätigt sich der Eindruck einer außergewöhnlich hohen Stabilität bei hoher Geschwindigkeit und rauem Seegang. Was uns besonders gefiel: Unter Volllast der Motoren messen wir in der Eignerkabine einen Wert von 81 dB, hervorragend wenn man bedenkt, dass eine normale Gesprächslautstärke bei um die 60 dB liegt und die Messungen bei Rauhwasser und unter Volllast der Motoren durchgeführt wurde. Kurzum: Selbst unter hoher Geschwindigkeit und bei starkem Seegang kann man sich unter Deck wohl fühlen.
Der Motorraum befindet sich übrigens gleich neben der Eignerkabine. Stefano Mondini, Dominator-Ingenieur und am Bau der Dominator 640 maßgeblich beteiligt (siehe Bild): “Der Motorraum verfügt über ein vollständiges Brandschutzsystem, bei Bedarf wird z. B. ein automatisches Löschsystem in Gang gesetzt, ein mögliches Feuer oder Rauch kann ebenfalls nicht entweichen”.
Luxuriöses Apartment auf See
Die Dominator bietet ein außergewöhnliches Platzangebot ohne dabei jedoch auf ein schnittiges Yachtdesign zu verzichten. Im Heckbereich befindet sich eine Sitzgruppe, auf welcher 6 Personen bequem Platz nehmen können. Der Bereich ist durch die Flybridge geschützt, hier kann man also auch bei Schlechtwetter verweilen. In der Heckgarage befindet sich Platz für einen Williams-Tender.
Wer es offen bevorzugt, der nimmt auf der großen Flybridge Platz. Dort befindet sich der Steuerstand mit 2 Fahrersitzen, eine Wetbar, eine große Sitzgruppe für bis zu 7 Personen, die sich dank elektrischem Tisch auch in einen Liegebereich umwandeln lässt. Ebenfalls vorhanden: Der Sitzbereich kann durch ein aufklappbares Bimini geschützt werden. Neben dem Steuerstand befindet sich ebenfalls ein Liegebereich für bis zu 3 Personen. Die Flybridge wurde so gestaltet, dass z. B. im Sitzen so wenig wie möglich Windeinflüsse vorhanden sind. Im Bugbereich befindet sich weiters eine große Liegefläche für bis zu 4 Personen. Ebenfalls vorhanden: Ein kleiner Sitzbereich im Bug mit Platz für 2 Personen.
Der Decksalon beeindruckt durch viel Platz und edle Materialien. Optisch etwas getrennt betritt man im Salon zuerst den Wohnbereich, welcher über eine großzügige Sitzfläche verfügt. Danach folgt die Küchenbar mit allen notwendigen Geräten und gegenüberliegendem Essbereich, der wieder Platz für bis zu sechs Personen bietet. Gleich nach der Küchenbar befindet sich der Steuerstand, in der Mitte geht es unter Deck.
Eignerbad mit Blick auf das Meer
Die Dominator verfügt über ein 4-Kabinen Layout: Eine große Eignerkabine mittschiffs, eine VIP-Kabine im Bugbereich mit anschließender Kabine für weitere 2 Personen sowie einer getrennten Crewkabine im Heckbereich. Die Eignerkabine ist selbst für eine 20 Meter-Yacht erstaunlich geräumig, verfügt über ein großes Doppelbett, einen Sitzbereich mit großen Fenstern sowie ein eigenes großes Bad mit Dusche, das einen Blick hinaus auf das Meer hinaus zulässt.
Im gesamten Innenbereich findet sich genug Stauraum, so kann z. B. der gesamte Platz unter dem Doppelbett als Staufläche genutzt werden. Die VIP-Kabine ist ebenfalls geräumig und sehr geschmackvoll ausgestattet, unter dem TV befindet sich z. B. ein ausfaltbarer Tisch. Die VIP-Kabine verfügt genauso wie die dritte Kabine über ein eigenes Bad mit Dusche.
Egal ob Salon oder der Bereich unter Deck: Der gesamte Innenbereich wurde nicht nur hervorragend genutzt, sondern überzeugt auch durch ein geschmackvolles Design und viele raffinierte Details. Hier kann man sich auch über mehrere Wochen und Monate wohl fühlen, ohne dass ein Gefühl der Enge aufkommt.
Eine Klasse für sich
Die Dominator 640 ist Klasse A zertifiziert und damit hochseetauglich, die Reichweite mit einer Tankfüllung beträgt unter Reisegeschwindigkeit um die 350 Seemeilen, der Startpreis liegt bei 2 Millionen EUR.
Mit der Dominator 640 hat die Werft in der Tat das Super- und Megayachtkonzept auf einer 20 m Yacht umgesetzt. Die Dominator 640 füllt damit eine Marktlücke am Yachtmarkt, welche mehr als sinnvoll ist, wenn man bereit ist einen Millionenbetrag in eine Yacht zu investieren. Mit einer Dominator 640 hat ein Eigner nicht nur ein auf seine Wünsche ausgerichtetes luxuriöses Apartment auf See, sondern auch eine Yacht, die man problemlos selbst steuern und handhaben kann und auch keine Wünsche offen lässt.
Dominator hat mit der 640er die 20m-Klasse neu definiert und spricht damit genau diejenigen Interessenten an, die keinerlei Kompromisse eingehen wollen.
Bootsdaten im Überblick:
Werft: Dominator Yachts (Österreich / Italien)
Name: Dominator 640
Jahr: 2013
Länge: 19,95 m
Breite: 5,15 m
Tiefgang: 1,90 m
Gewicht: 35 t
Motor: 2 x MAN V8 1200 HP
Treibstofftank: 3700 l
Wassertank: 1000 l
Reisegeschwindigkeit: 23 Knoten
Höchstgeschwindigkeit: 30,5 Knoten
Kabinen / Betten / Nasszellen: 4 / 8 / 4 (inkl. Crewkabine)
Zugelassene Passagiere: 12
CE Kategorie: A (Hochsee)
Fotos: Boot Online |Dominator Yachts