Commodore Díaz Escrich ist Leiter des International Hemingway Yacht Club in Havanna und seit vielen Jahren erfahrener und begeisterter Wassersportler. Ihn prägt die grenzenlose Leidenschaft für das Meer dermaßen, dass er seit vielen Jahren daran arbeitet, trotz politischer Spannung zwischen Kuba und den USA die Beziehung und Freundschaft durch den Wassersport zu verbinden.
Und in der Tat gibt es hier einen historischen Hintergrund, denn von 1922 bis 1955 wurden zahlreiche Wassersportveranstaltungen zwischen Miami und Havanna abgehalten, welche letztendlich durch das Handelsembargo der USA bis heute vollständig zum Stillstand gekommen sind.
Umso aufgeregter war er, als er im April 2013 erstmals über das Vorhaben von Roger Klüh, mit der Apache Star von Key West in Rekordzeit nach Kuba zu fahren, informiert wurde. Boot Online sprach mit Commodore Escrich, was er sowie die Bevölkerung in Kuba über das Projekt denkt und was er über die Verhinderungsposition der US-Behörden sagt:
BOOT ONLINE: Wann haben Sie erstmals von der Absicht, das Powerboat Apache Star im Rekordtempo von Key West nach Kuba zu steuern, gehört?
COMMODORE ESCRICH: Im April 2013 hat uns die Rechtsanwältin Lourdes Dávalos aus Spanien informiert, dass Roger Klüh, der ein großer Fan der Welt des Segelsports, Renn- und Sportveranstaltungen ist, mit den Vorbereitungen für die Schaffung eines speziellen Speedbootes begonnen hat und plant, eine einzigartige Eröffnungsfahrt von Key West nach Havanna durchführen zu wollen. Die „Apache Star“, so der aktuelle Name des Speedboots, wurde durch das legendäre US-Rennboot „Apache Heritage“ inspiriert, welche mehrfach die Super-Boot-Meisterschaften Anfang der 90er gewonnen hat.
BOOT ONLINE: Was war Ihr erster Gedanke dazu?
COMMODORE ESCRICH: Wir waren voller Aufregung, Begeisterung und Freude über die Möglichkeit der erneuten Durchführung einer Speedboot-Veranstaltung, wie sie von Miami nach Havanna im Jahre 1922 bis 1958 durchgeführt wurde, so dass wir sofort unsere volle Bereitschaft ausdrückten, dieses Vorhaben zu unterstützen.
BOOT ONLINE: Können Sie unseren Lesern ein bisschen vermitteln, wie dieses Vorhaben, dass ja neben der sportlichen Herausforderung auch eine menschliche und verbindende Geste beinhaltet, in der kubanischen Bevölkerung angekommen ist?
COMMODORE ESCRICH: Ich sage Ihnen gerne, dass die kubanische Liebe fürs Motorbootfahren in den frühen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts begann. Es gab viele Boot- und Motorboot-Wettbewerbe, die vor allem an der Küste von Havanna stattfanden.
In der Mitte der Neunziger des letzten Jahrhunderts war die Küste von Havanna der Austragungsort vieler Formel I Offshore Motorboot-Wettbewerben. Zehntausende Kubaner versammelten sich in der Uferwand von Havanna, um diese Ereignisse zu genießen.
Andererseits hat der Hemingway International Yacht Club of Cuba in Havanna und in anderen kubanischen Städten Jet Ski-Wettbewerbe mit hohen Besucherzahlen abgehalten.
In Bezug auf die „Apache Star“ haben wir über das Vorhaben unter der kubanischen Bevölkerung noch keine konkreten Details veröffentlicht, weil wir erst damit starten, wenn der genaue Termin für das Ereignis bekannt ist. Wir erwarten jedenfalls eine Teilnahme einer riesigen Anzahl von Menschen beim Eingang der Bucht von Havanna und rund um die Uferwand, um die Apache Star zu sehen und die Veranstaltung zu genießen.
BOOT ONLINE: Sie haben viel Erfahrung im nautischen Bereich, leiten seit Jahren den Hemingway International Yacht Club in Havanna. Wie sehen Sie das Vorhaben im Hinblick auf diese sportliche Herausforderung?
COMMODORE ESCRICH: Diese Herausforderung wird ein Meilenstein werden und wir glauben, dass es in den kommenden Jahren nicht einfach sein wird, diesen Rekord zu brechen. Das Projekt wird auf alle Fälle in die Geschichte der Geschwindigkeitsweltrekorde von Florida nach Kuba eingehen, denn leider sind viele Jahre ohne Versuche einen neuen Rekord zu schaffen, vergangen. Roger Klüh´s Vorhaben wird jedenfalls dazu beitragen, in Zukunft weitere Liebhaber des Wassersports zu inspirieren.
Key West ist ein bekannter Veranstaltungsort für Speedboot-Wettbewerbe, und wir wünschen uns die Überquerung der „Apache Star“, um die Geschichte von Key West und Kuba, die auf viele Jahrzehnte zurückgeht, wiederzubeleben.
BOOT ONLINE: Die US-Regierung weigert sich derzeit, eine Genehmigung für die Überfahrt von Key West nach Havanna zu erteilen. Was denken Sie über diese Entscheidung?
COMMODORE ESCRICH: Diese Entscheidung verlangsamt, stoppt und vereitelt unsere Bemühungen, Menschen zusammen und vorwärts zu bringen. Es begrenzt unser Recht zu träumen, und dieses Ereignis ist nicht nur ein sportlicher Rekord, sondern auch die Bemühung, Menschen durch ein Sportereignis für Frieden und Liebe zusammenzubringen. Es begrenzt unser Recht, die historische Freizeitschifffahrt zwischen Key West und Kuba wieder in Gang zu bringen und zu bereichern.
Wir werden einfach an der Ausführung eines Projektes gehindert, dessen Zweck neben der Aufstellung eines durchaus riskanten Geschwindigkeitsrekordes ja auch darin besteht, die Freundschaft zwischen Key West und Kuba am Leben zu halten und die Säulen der Brücke der Freundschaft zu bilden, die wir mit viel Liebe und Aufwand zwischen den USA und Kuba aufzubauen versuchen.
Wir bedauern sehr, dass die für dieses Ereignis verantwortlichen US-Behörden eine Verhinderungsposition einnimmt, selbst wenn die Crew der „Apache Star“ aus Europäern besteht und das Boot unter deutscher Flagge registriert ist und fährt. Wir hoffen, dass die US-Behörde zur Einsicht kommt und dieses Projekt des Friedens und der Brücke zwischen Florida und Havanna nicht weiter verhindert und letztendlich stattfinden kann. Ansonsten müssten wir darüber nachdenken, einen anderen Ort auszuwählen.
BOOT ONLINE: Wenn die Fahrt nun tatsächlich stattfindet, wie wird seitens Kuba diesem Event begegnet?
COMMODORE ESCRICH: Sobald der Startzeitpunkt festgelegt wurde, werden wir mit intensiven Vorbereitungen beginnen, um die Menschen in Kuba zu informieren und einzuladen, an diesem außergewöhnlichen Ereignis teilzunehmen und die „Apache Star“ in Havanna zu begrüßen. Konkret planen wir, die Ziellinie vor dem Cristo de La Habana zu setzen.
Nach der Begrüßung wird die „Apache Star“ entlang der Ufermauer in der Bucht von Havanna bis in die International Hemingway Marina, die etwa neun Meilen entfernt liegt, fahren, wo unter Teilnahme der nationalen und ausländischen Presse eine Pressekonferenz abgehalten wird. Dann werden wir einen Empfang mit Vertretern der kubanischen Schifffahrt, der Presse, Mitglieder des Hemingway International Yacht Club of Kuba und anderen Gästen abhalten.
[vision_accordion_set] [vision_accordion title=“Infobox: Hemingway International Yacht Club Cuba“ active=“no“] Der Hemingway International Yacht Club of Cuba (HIYC) ist eine Non-Profit-Zivilgesellschaft, welche am 21. Mai 1992 gegründete wurde. Der Zweck besteht in der Förderung der Freizeitschifffahrt sowie der Förderung des Tourismus am Meer und des Sports in Kuba durch die Organisation von Aktivitäten. Um dieses Ziel zu erreichen, betreibt der HIYC unter anderem folgende Aktivitäten:
Organisation und Förderung von Segel- und Motorbootrennen, Angelturniere und andere Veranstaltungen auf dem Wasser; Förderung und Kooperationsbeziehungen mit weltweiten Yacht-Clubs, Verbänden und Institutionen der internationalen Segelgemeinschaft; Vertretung in Kuba der Verbände und Institutionen dieser internationalen Segel-Community; Unterstützung mit Navigationsinformationen in der Planung und Koordination der Mitglieder der internationalen Segelgemeinschaft in den kubanischen Gewässern.
Heute pflegt der HIYC in Havanna freundschaftliche Beziehungen mit hunderten von Yacht-Clubs weltweit und repräsentiert die großen Kreuzfahrt- und Angelverbände auf der ganzen Welt, darunter folgende Verbände: Seven Seas Cruising Association und der Texas Mariners Cruising Association in den USA; Ocean Cruising Club und die Cruising Association im Vereinigten Königreich; Trans-Ocean und die Kreuzer-Abteilung des Deutschen Segler-Verbandes; Internationale Game Fish Association; European Federation of Sea Anglers; Insel Cruising Association von Neuseeland; Argentinische Sportverband Seaman; Cruising Association von Portugal; Cruising Club Schweiz.
Der HIYC von Kuba hat Segelregatten und andere nautische Ereignisse aus USA (Tampa, Fort Lauderdale, Sarasota, Key West und New Orleans), Großbritannien, Spanien, Martinique und Guadeloupe gehostet.
Seit ihrer Gründung hat der HIYC intensiv Kinder und Jugendliche unterstüzt, an der Erhaltung der Meeresumwelt gearbeitet und hat auch Kooperationsverträge mit Institutionen wie dem Internationalen SeaKeepers Society, The Ocean Foundation, das Zentrum für Meeresforschung der Universität von Havanna, etc. eingegangen.
Mit diesen Beziehungen der Freundschaft und Zusammenarbeit, hat der HIYC die bis 1992 bestehende Isolierung der nationalen Segelgemeinschaft gebrochen. Der HIYC hält Kooperationsbeziehungen mit kubanischen maritimen und nautischen Institutionen und arbeitet mit ihnen in der Förderung der nationalen Freizeitschifffahrt.[/vision_accordion] [/vision_accordion_set]