Ende April hatten wir Gelegenheit, eine Brioni 44 bei einer ausgedehnten Spritztour zu testen. Ausgangshafen war die Marina Portoroz, wir hatten ein angenehmes Klima von 22 Grad im Schatten sowie eine ruhige See.
Wer die Brioni betritt, fühlt sich sofort wohl. Das fiel uns sofort auf, als wir an Bord gingen. Das ist kein Boot von der Stange, sondern edelste, individuelle Handarbeit und wird damit auf die Wünsche der Kunden optimal zugeschnitten. Zu jedem Detail hat man sich intensive Gedanken gemacht und diese in optimaler Form umgesetzt. Fangen wir beim Heck an:
Hydraulische Badeplattform
Das Boot hat eine hydraulisch absenkbare Badeplattform (bis 600 kg). Hier ist genug Platz für ein Jetboot mit entsprechendem Gewicht oder ein entsprechendes Beiboot. Die im Boden eingearbeiteten Nassboxen können Schnorchel, Flossen und weiteres Zubehör unsichtbar verstauen. Ebenso kann ein Gasgrill aufgesteckt werden.
Der weitere Außenbereich im Heck ist großzügiger Mittelpunkt des Erlebens im Freien. Der Tisch mit der multifunktionalen Rückbank bietet bequemen Platz für 6 Personen, hier lässt es sich mit Freunden feiern. Die Rückbank kann auch als große Liegefläche umgeklappt werden, darunter ist Platz für ein kleines Beiboot. Weiterhin sind rechts und links Stauräume für Taue, Fender und andere Gegenstände integriert, die auch bei schneller Fahrt sicher verstaut bleiben.
Ausziehbarer Küchenblock
Während viele Yachten die Pantry im Salon oder unter Deck haben, geht die Brioni andere Wege: Beeindruckt hat uns der seitlich ausziehbare und voll funktionsfähige Küchenblock im durch das Hardtop geschützten Außenbereich. Hier kann selbst bei Regen gekocht werden, ohne das aber unangenehme Gerüche unter Deck entstehen. Kochen wird hier nicht zum Bedienservice, sondern ist Teil der Gemeinschaft, die es sich unmittelbar vor dem Küchenblock bequem macht.
Den für diese Bootsgröße großzügigen Salon betritt man durch eine dreigeteilte Tür. Damit kann der Innenbereich auch bei schlechterem Wetter geschlossen und gut genutzt werden. Der Salon ist äußert komfortabel gestaltet, vor allem die große Sitzbank lädt zum „lümmeln“ ein. Vermisst haben wir hier lediglich einen Sitz- bzw. Essbereich, der dann benutzt werden kann, wenn das Wetter ein Sitzen im Außenbereich nicht zulässt (dazu ist das Sofa im Innenbereich nicht geeignet).
Gute Rundumsicht
Was uns ebenfalls beeindruckt hat, ist die hervorragende Rundumsicht im Salon und Cockpit-Bereich. Brioni hat hier geteilte aber gebogene Scheiben verbaut. Damit hat man besonders nach vorn und zur Seite eine beeindruckende Sicht. Das Cockpit ist mit umfangreichen Instrumenten ausgestattet, welches aber durchaus einen aufgeräumten Eindruck hinterlässt sowie auch Platz für weitere optionale Systeme bietet, die jederzeit entsprechend integriert werden können.
Die Brioni wird durch 2 Volvo Penta IPS 600er Motoren (2 x 435 PS) angetrieben, das Boot läßt sich bequem mittels Joystick in alle Richtungen manövrieren. Extremmanöver werden von der Brioni mit Leichtigkeit gemeistert, ein traktieren bei einer Geschwindigkeit von über 35 Knoten bereitet keinerlei Problem und lässt somit einen flotten Fahrspaß garantieren. Lobenswert: Bei geschlossenem Salon ist der Schalldruck trotz hoher Geschwindigkeit angenehm und nicht störend. Die Werft gibt die Top-Geschwindigkeit mit bis zu 42 Konten an. Diese Geschwindigkeit haben wir zwar nicht erreicht (wir erreichten 38 Knoten bei ruhiger/mittlerer See), ist aber bei entsprechend guten Bedienungen durchaus möglich.
Zwei Kabinen, ein Bad
Die beiden Kabinen unter Deck (Bugkabine und Kabine unter dem Salon) lassen das Boot auch bei längerem Aufenthalt nicht zur Sardinenbüchse werden. Auch hier wieder typische Brioni-Innovationen: Von jeder Kabine hat man einen Blick zum Salon bzw. Heckbereich, sei es über ein breites Einblickfenster, welches im Salon angebracht ist oder über eingebaute Spiegel. Es versteht sich von selbst, dass man diese Sichtbereiche auch nach Wunsch verschließen kann.
Yachten ab der Größe von 42 Fuß bieten oftmals die Möglichkeit, dass für jede Kabine ein eigenes kleines Bad zur Verfügung steht. Bei der Brioni 44 hat sich die Werft bewusst nur für ein Bad mit Dusche entschieden, allerdings mit dem Ergebnis, dass das Bad mit Duschkabine/Toilette äußerst großzügig gestaltet wurde und damit zum Wohlfühlbereich wird, ein Engegefühl kann hier gar nicht auftreten.
Die Zugänge backbord- oder steuerbordseitig zum äußeren Vorderdeck sind breit und sicher genug. Die beiden gut eingearbeiteten Liegeflächen sind ebenfalls ohne Hürden bequem zu erreichen.
Die Bugspitze zeigt wieder die beherrschte Handwerkskunst. Fein und präzise eingelegte Planken erinnern an sauberste Intarsienarbeiten. Der elektrische Anker hat von Haus aus eine 50m lange Edelstahlkette und kann zur Kontrolle optional mit einer Kamera ausgerüstet werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Brioni eine Qualitätsyacht der gehobenen Klasse ist. Der gehobene Preis wird immer wieder durch entsprechenden Komfort und Funktionalität gerechtfertigt. Die Brioni ist kein Boot von der Stange und bis in das kleinste Detail durchdacht, das Boot wird daher individuell auf Käufer zugeschnitten, die Möglichkeiten scheinen hier unbegrenzt. Dabei ist die handwerkliche Ausführung von höchster Perfektion. Was uns besonders gefiel: Das Platzangebot, die Rundumaussicht, der herausziehbare Küchenblock und die hervorragende Verarbeitung.
Bootsdaten im Überblick:
Werft: Vanga Yachts (Slowenien)
Bootsbezeichnung: Brioni 44
Länge: 13,5 m
Breite: 3,9 m
Gewicht: 8,7 t
Motor: 2x Volvo Penta IPS 600 / 2 x 435 PS (Diesel)
Treibstofftank: 1.500 l
Wassertank: 800 l
Kabinen/Betten: 2/5
Max. Anzahl Passagiere: 12
CE Kategorie: B (außerhalb von Küstengewässer)