Für die meisten Menschen ist die kontinuierliche Bewegung eines Bootes unangenehm. Schaukeln und Rollen führen oft zu Ermüdung, Übelkeit oder sogar zur gefürchteten Seekrankheit. Der Wunsch nach Komfort, Stabilität und damit Spaß auf dem Wasser ist daher ein Wunsch aller Bootsfahrer.
Je leichter ein Boot ist, desto mehr ist es ein Spiel der Wellen. Ein schweres Boot ist grundsätzlich stabiler und damit weniger empfindlich, das hängt einfach von der Trägheit der Massen ab. Das Gewicht eines Bootes ergibt sich aber im Wesentlichen aus der Konstruktion und ist damit je nach Typ und Größe ziemlich festgelegt. Aufgrund des Treibstoffbedarfes geht der Trend für neue Boote in die Richtung Leichtbau (kleines Gewicht = weniger Treibstoff), andere Lösungen für angenehme Stunden auf See müssen also her.
Wie ein Kreisel für höchsten Komfort auf dem Wasser sorgt
Wie kann man also eine enorme Steigerung der Stabilität und damit des Komforts mit wenig zusätzlichem Gewicht erreichen? Die Lösung heißt Kreisel!
Erinnern wir uns an unsere Kindheit, jeder hat schon mal mit einem Kreisel gespielt. Je schneller er dreht, umso schwieriger ist er aus der Bahn zu lenken. Physikalisch gesehen ist die kinetische oder Bewegungsenergie = ½ x Masse x Geschwindigkeit zum Quadrat (E kin= ½ m*v2). Für bewegte Energien wie die eines Kreisels geht also die Masse nur zur Hälfte, die Geschwindigkeit (oder Umdrehungszahl) aber quadratisch ein. Das heißt doppelte Drehzahl = vierfache Energie!
Baut man also einen passenden Kreisel in ein Boot und lässt ihn schnell genug drehen, so stabilisiert er das Boot. Masse geht also nur zur Hälfte ein, die Geschwindigkeit aber vierfach! Zum Abschwächen einer Welle braucht man daher Drehzahl, Drehzahl, Drehzahl….
Das Kreisel System
Diesen Effekt hat sich z.B. die kalifornische Firma „Seakeeper“ oder das Australische Unternehmen „VEEM Gyro“ zunutze gemacht.
Während VEEM Gyro größtenteils auf die Stabilisation von Superyachten und Patrouillenboote spezialisiert ist, rüstet Seakeeper rüstet Luxusjachten, Sportfischer Boote und Trawler mit Ihren Systemen aus. 60 – 70% des resonanten Rollens werden damit reduziert, vor Anker sogar nahezu an die 100%. Ein Schwungrad bildet die Hauptkomponente des Kreisels, der auf drei Achsen gelagert ist. Durch zwei zusätzliche Hydraulikzylinder werden somit die Wellen aus allen Richtungen ausgeglichen.
Verschiedene Modelle für unterschiedliche Ansprüche
Seakeeper bietet aktuell eine Reihe von verschiedenen Modellen an: Das kleinste Modell, der Seakeeper 5 für Boote von 30 – 50 Fuß, das Modell 9 für Boote von 50 – 65 Fuß, Modell 16 von 65 – 80 Fuß, Modell 26 von 80 – 100 Fuß und das Schwergewicht Seakeeper 35 für Yachten ab 100 Fuß und bis zu 140 Tonnen. Die Gewichte liegen dabei zwischen 385 – 1.778 kg und Drehzahlen von 5000 – 10.000 U/min. Durch eine Vakuumkapselung ist die benötigte Antriebsenergie relativ niedrig und liegt je nach System bei ca. 1,5 – 5 kW.
Das kleinste Modell 9 schlägt mit knapp 30.000 USD zu Buche, das größte Modell für Superyachten ab 150.000 USD, wobei hier noch keine Einbaukosten enthalten sind. Es lässt sich schwer beurteilen, ob es einem Bootseigner Wert ist, diese Investition für ein Stabilisationssystem zu tätigen. Hält man sich lange auf dem Boot auf und bevorzugt eine entsprechenden Komfort in der Stabilität, so macht es durchaus Sinn darüber nachzudenken, Stabilisatoren nachzurüsten oder besser gleich beim Kauf eines neuen Bootes einzuplanen.